Tag drei - nicht nur Jena ist ein Dorf...

...sondern auch Kyoto. So sind neben meinem Kumpel "Dr. Zorke" auch Peter Kreyßig (ein Arbeitskollege sozusagen) und seine bessere Hälfte gerade hier. Aber nun erstmal der Reihe nach.

Ich habe heute Nacht nun das erste Mal in meinem neuen Apartment geschlafen. Als ich gestern mein Bett dazu vorbereiten wollte, stellte ich fest, dass ich statt einer Matratze eine zweite Decke bekommen habe. Ich habe mich dann mal schlau gemacht, und festgestellt: Das muss so. So gehört sich ein richtiges Futon-Bett. Ich dachte erst, das würde etwas kalt und hart, habe dann aber dennoch sehr wohlbehütet geschlafen.

In der Mittagspause hab ich mir im Laden um die Ecke einen Eistee in der PET-Flasche aus dem Kühlschrank nehmen wollen. Welche Überraschung. Der Kühlschrank entpuppte sich als Heizschrank und in meiner Hand materialisierte sich heißer Tee! Habe ich dann auch probiert. Fazit: schmeckt wie hierzulande der Instant-Tee: süß und irgendwie chemisch. Ein anderes Detail: Auf die Flasche klebte die Kassiererin einen kleinen Aufkleber. Ich fragte meine wissenschaftlichen Begleiter, was es damit auf sich habe: Dieser Aufkleber zeigt an, dass ich die Flasche nicht aus dem Laden gestohlen habe. Ich verstehe den Sinn nicht ganz, immerhin könnte ich den Aufkleber ja "recyclen" und mir eine Gratisflasche aus dem Markt holen? Komisch.

Nach der Uni bin ich dann heute zunächst zum Supermarkt, um eine Pfanne und weitere Lebensmittel zu kaufen, damit ich mir endlich auch mal was kochen kann. Ich konnte im Einkaufszentrum nicht widerstehen und musste im Restaurant zum goldenen "M" eine Portion Pommes probieren. Fazit: Welten besser als in Schland. Aber eines fiel auch gleich wieder negativ auf: Egal was man kauft, man bekommt unweigerlich immer mindestens eine Plastiktüte. Haargummi kaufen? Plastiktüte. Eine Tüte Pommes? Kommt ebenso in eine Tüte. Ich frage mich, was passiert, wenn ich irgendwo eine Tüte kaufe.

Um so erstaunlicher ist, dass hier alles so sauber ist. Ich habe schon ab und zu von Touris in D-Land gehört, dass sie unsere Städte für schön sauber halten. Pustekuchen! Hier sehen die Straßen stets aus wie geleckt. Müll am Straßenrand? Fehlanzeige. Und das, obwohl es nur äußerst wenige Mülleimer gibt. Magie! Überhaupt ist alles sehr ordentlich und aufgeräumt. Taxis stehen sauber ausgerichtet vor dem Bahnhof und man fährt rücksichtsvoll und langsam. Thema Auto...

Magisch sind übrigens auch alle möglichen Automaten, Bahnübergänge, Parkhauszufahrten u. A.: überall quatschen einen Stimmen aus Lautsprechern an (ich vermute mal so etwas wie "Heute schon Fisch aus Fukoshima probiert?" / "Bitte dem Zug Vorfahrt gewähren!" / "Stellen Sie ihr Auto beim nächsten Einkauf doch wieder im Parkhaus ab!") - das ist faszinierend. Und nervig! Aber wahrscheinlich hört der durchschnittliche Japaner das gar nicht mehr.

Nach dem Supermarkt bin ich mit dem Zug für 230¥ (umgerechnet etwa 2€) die 15km zur Kyoto Station gefahren, um mich mit Peter zu treffen. Nach ein paar Minuten "findet Waldo" erspähte ich seine Liebste und ihn dann, wir gingen zusammen essen. Das erste Mal hochwertiges japanisches Essen – in der Uni ist es wie bei uns: es gibt die üblichen Speisen, aber sie sind einfach nicht so lecker – und trampelten dann noch durch das Bahnhofsgebäude. Ein riesiger Komplex mit Mall, einem kunstvollen Stahlgerüst-Dach und einer bunt beleuchteten "Himmelstreppe". Dort genossen wir noch etwas den Ausblick, bevor ich in den Zug zurück stieg. Bis später, Peter!

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