Schon eine ganze Weile lang war uns aufgefallen, dass der Fußboden im Erdgeschoss unseres Treppenhauses ein sonderbares Feature hat:
Er schwingt lustig, wenn man darüber läuft. So als wäre das alles hohl. Das war mir nicht so ganz geheuer und so beschloss ich, der Sache auf den Grund zu gehen.
Dazu wurde der erdverfüllte Bereich neben der Kellertreppe angegraben. Um einen besseren Zugang zu haben, wurde auch die Mauer ein Stück abgesenkt, ein Unterfangen, welches anstrengender ist als ich erwartet hatte. Wer hätte gedacht, dass so eine Ziegelmauer sooooooo fest ist. Von dort gruben wir dann, auch mit Hilfe von ein paar lieben Freunden (danke Claudia und Andreas) unter die Decke des Treppenhauses, um zu schauen, wie es wohl der Unterkonstruktion des Fußbodens geht.
Und wir waren nicht wenig erstaunt: Die Unterkonstruktion des Fußbodens war schlicht nicht vorhanden! Man hatte zur Bauzeit des Hauses die Keller-Parzelle mit Erde verfüllt, Beton darauf gepappt und das ganze dann gefliest. Leider hat sich zwischenzeitlich die Erde gesetzt, sodass der Fußboden – nur aus 2cm Beton + Fliesen bestehend – nun in der Luft hing. Das erklärte auf jeden Fall das Schwingen desselben.
Für mich stand fest: Das kann so nicht bleiben; früher oder später würde der Boden einbrechen. Hier müsste die Kellerdecke komplett erneuert (naja, eigentlich erstmals erbaut) werden! Damit ergab sich aber ein weiteres Problem: Der Fliesenboden ist ja denkmalgeschützt! Was tun?
Natürlich erklärte ich dem Denkmalamt die Situation und erfuhr was zu tun sein: Der Boden kann erneuert werden, wenn nach dem Einziehen der Decke ein gleichartiger Boden wieder hergestellt wird. Da davon auszugehen ist, dass der Ausbau des bestehenden Bodens nicht gehen würde, ohne wenigstens Teile der Fliesen zu zerstören, muss vorab Ersatz beschafft werden. Nur dann gibt's die Genehmigung vom Denkmalamt.
Also begann eine kleine Odyssee:
Zunächst suchte ich online auf diversen Plattformen für historische Baumaterialien nach Ersatz, mit wenig Erfolg. Also hatte ich die Idee, mal einen Töpfer zu fragen, ob man solche Fliesen mit einer Form – schließlich habe ich ja einen 3D-Drucker – neu erschaffen könnte. Von einer netten Töpferin aus Weimar erhielt ich den Tipp, doch mal den Herrn Reinhard Keitel, einen Fachmann für Baukeramik, zu kontaktieren. Praktisch, dass dieser nicht weit weg von Weimar wohnt. Ich stattete also dem netten Herrn einen Besuch ab und dieser wahr sehr angetan von der hohen Qualität unserer Keramikfliesen. Nur leider meinte er, dass es unwahrscheinlich sei, dass heute noch jemand solche Fliesen herstellen kann – er könne es nicht.
Uff. Also blieb mir nichts anderes übrig, also doch nach gebrauchten Fliesen Ausschau zu halten. Auf einem Hof in der Nähe von Berlin wurde ich letztendlich fündig. Also fuhr ich am ersten Wochenende, an welchem das 9-Euro-Ticket galt, dorthin, um die Fliesen vor Ort in Augenschein zu nehmen. Die Bahnfahrt war eine kleine Odyssee (überfüllte und verspätete Züge, eine Notbremsung, beinahe auf dem Heimweg gestrandet…) aber vor Ort fand ich tatsächlich, was ich brauchte, und stellte mir eine Palette mit Fliesen zusammen. Diese wurde einige Tage nach Bezahlung auch direkt zum Hexenhaus geliefert und wartet nun auf die Baumaßnahme…
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