Wir kaufen uns ein Haus

Meine Freundin und ich sind ja schon längere Zeit auf der Suche nach einem neuen Domizil, da wir beide in Jena arbeiten, Wohnraum dort aber viel zu teuer ist. Zwar haben wir zwischenzeitlich eine Bleibe in Weimar gefunden, allerdings ist auch hier der Wohnraum recht begrenzt und eigentlich würden wir lieber im ländlichen Raum hausen.

Schon seit einiger Zeit war mir bekannt, dass der idyllisch gelegene Bahnhof in Kleindembach leer steht, nachdem die Bahn die Immobilie 2017 an einen Herrn aus den alten Bundesländern verkauft hatte.
Glücklicherweise gelangte ich im November 2020 an die Nummer des Herrn, und erreichte ihn auch nach einigen Anruf-Versuchen. Auf die Frage, warum er den Bahnhof verfallen lasse, erzählte er mir, dass er diesen eigentlich hatte ausbauen wollen, aber leider aus gesundheitlichen Gründen von seinem Vorhaben absehen musste. Ich fragte weiter, ob er denn über einen Verkauf nachdenke; er entgegnete, dass ihm sehr viel an dem Haus liege und er es nur ungern verkaufen möchte. Aber ich könne ihm ja mal ein Angebot machen, er würde darüber nachdenken. Also schrieb ich ihm meine Preisvorstellung.

Dann war Funkstille.

Im Februar 2021 erhielt ich einen Anruf einer Dame, die sich als Tochter des Eigentümers vorstellte. Sie erklärte mir, dass ihr Vater unlängst verstorben sei, und dass Sie erfahren hätte, dass ich bereits ein Kaufangebot gemacht hatte. Da sie relativ weit weg wohnt und selbst keinen Bedarf an der Immobilie habe, wollte sie wissen, ob ich noch Interesse hätte. Da Steffi und ich immer noch auf der Suche nach einer neuen Bleibe waren, kam uns das sehr gelegen, und wir sagten zu das Haus zu kaufen.

Ab da begann ein langer Prozess der durch die alte Weisheit „die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam“ sehr gut beschrieben wird.

Da ihr Vater meherere Immobilien erworben hatte, musste zunächst der Erbschein der Tochter und ihres Bruders eine Odysse durch verschiedene Ämter antreten, damit sie Eigentümerin und damit zum Weiterverkauf berechtigt würde. Dies allein dauerte etliche Wochen, in denen wir uns schon mal um einen Notar bemühten.

Ich bekam die Kanzlei Maaß und Watoro in Jena empfohlen. Meine Freundin und ich machten dort also einen Termin aus, um in einer Vorbesprechung die Eckdaten des angepeilten Verkaufs, sowie Fragen zu einem Partnerschafts- und Erbvertrag zu klären. Schon wenige Tage später bekamen wir per Post Entwürfe für die Verträge von Interesse. Leider spiegelten diese in vielen Punkten die vorab besprochenen Passagen nicht wider. Also „durften“ wir weiter nach einem kompetenten Notariat suchen. Nach einigen Telefonaten mit verschiedenen Kanzleien blieben wir schließlich bei einem Stadtrodaer Notariat „hängen“, das fortan die Veträge für uns bearbeiten sollte.

Da es zwischenzeitlich August geworden und die Urlaubszeit herangebrochen war, wurde uns mitgeteilt, dass die Bearbeitung unseres Anliegens „bis zu zehn Wochen“ dauern könne.

Nun ja. Am 23.9.2021, nach 11 Wochen Warten hatten wir dann endlich einen Entwurf für den Kaufvertrag im Briefkasten1, der uns auch zusagte.

Ab da ging es relativ schnell: gleich darauf wurde uns ein Termin zur Zeichnung der Urkunde für den 11. Oktober vorgeschlagen, den wir auch wahrnehmen konnten.

Und seit jenem Montag haben wir einen unterschriebenen Kaufvertrag. Seit diesem Termin sind wir nun also Hausbesitzer und vorbehaltlich ausstehender Genehmigungen auch bald Hauseigentümer.


  1. Kein Notariat, welches ich anfragte, hatte sich im Stande gefühlt, verschlüsselte Emails zu senden und zu emfangen oder wenigstens Bereitschaft gezeigt, sich mit der Materie zu beschäftigen. ↩︎

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