JoC-Evaluation

Im Februar 2018 war ich mit einigen Freunden auf der embedded world-Fachmesse in Nürnberg. Dort gab es neben unzähligen hochspezialisierten Systemen auch viele Arduino-Systeme und Zubehör für selbiges. Ein – für mich – besonderes Schmankerl der Messe möchte ich hier vorstellen:

Das Java on a Chip-System der Demmel Products GmbH. Ich hatte das Glück, noch auf der Messe zu Evaluationszwecken ein Javaino genanntes Referenz-Board zu erstehen, dass das eigentliche JoC-Board um eine Arduino-ähnliche Testplatine erweitert.

Weil ich seit Jahr und Tag in Java programmiere und schon lange vorhatte, mich mehr mit Microcontroller-Programmierung zu beschäftigen, trug ich das kleine Board freudig nach Hause.

Getrübt wurde meine Vorfreude auf baldige Spielereien zu diesem Zeitpunkt von der Tatsache, dass mir schon auf der Messe gesagt wurde, die Programmierung erfolge in einer Windows-IDE. Dennoch hegte ich die Hoffnung, dass – da JAVA ja eigentlich plattformunabhängig ist – ich auch mit meinem Linux-System den Zugang schaffen würde.

Leider stellte sich heraus, dass für die Programmierung spezielle Bibliotheken und ein Compiler notwendig sind, die nur zusammen mit der auf https://joc.systems/de/download.html herunterladbaren IDE ausgerollt werden. Unter Windows.

Mein erster Versuch war dann, diese IDE unter Wine zu installieren. Leider sollte dies nicht funktionieren, die Anwendung stürzte direkt nach der Installation bei jedem Start ab.

Letztendlich hab ich dann mein gutes altes Windows XP in der VirtualBox ausgegraben. Da dessen Support seit Ewigkeiten abgelaufen ist, musste ich diesem aus Sicherheitsgründen jegliche Kommunikation mit der Außenwelt verbieten. Das einzige, worauf dieses eingetütete Windows zugreifen darf, ist der USB-Port und ein shared folder, um die unter Linux heruntergeladene IDE ins netzwerkbefreite Windows zu bekommen.

Mit diesem Setup gelang es dann: Ich konnte die „JoC Manager“ genannte IDE installieren und starten. Nach etwas Probiererei konnte ich VirtualBox auch dazu bringen, das per USB angeschlossene Board dem Win XP zu präsentieren. Leider bedeutet diese Variante auch, dass man nicht einfach Updates installieren kann, weil man immer den umständlichen Weg über das Hostsystem und die shared folders gehen muss. Nun ja.

Die IDE wirkt aufgeräumt und freundlich, dennoch ist es unschön, nicht einfach bei seiner gewohnten Umgebung bleiben zu können.

Gut war, dass die IDE einige Sample-Projekte mitbringt, von denen ich das erste gleich testen konnte: Das Evaluationsboard hat zwei LEDs, von denen eine über das Projekt „Blinky“ zum Blinken gebracht wird. Das klappte soweit schnell und gut.

Das zweite Projekt erfordert den Anschluss eines Matrix-Keyboards, welches ich nicht zur Hand hatte. Dennoch lies sich die Funktion auch dieses Projekts testen, indem ich durch händisches Brücken geeigneter Ports das Verhalten einer Folientastatur imitierte.

Das Compilieren, Linken und Übertragen des Programms geht in der IDE leicht von der Hand; hierzu ist im besten Fall nur ein einzelner Druck auf einen „Play“-Button nötig. Leider verlor das Windows immer mal wieder die Verbindung zum Board, was die IDE mit Fehlermeldungen und Abstürzen quittiert.

Dennoch war ich motiviert, ein eigenes kleines Testprojekt umzusetzen:

Ich hatte noch ein altes 2-zeiliges Dot-Matrix-LCDisplay in meiner Bastelbox, welches ich vom Controller bespaßen wollte. Unter sprut.de/electronic/lcd/ fand ich geeignete Hilfestellungen, was das Protokoll zur Ansteuerung betrifft und war so innerhalb etwa einer Stunde fähig, das Display passend zu verkabeln.

Als etwas gewöhnungsbedürftig stellte sich das tabellarische Setup der GPIOs heraus. Hier waren einige Versuche und viel Geduld notwendig, um herauszufinden, was funktioniert und was nicht.

Gut dabei war, dass die IDE eine recht umfangreiche Dokumentation mitbringt. Schlecht daran war, dass diese nur im unmenschlich zu bedienenden Windows-Hilfe-Browser zu betrachten ist, dessen Benutzung bei mir schon nach kurzer Zeit Schmerzen und Wahnsinn hervorrief.

Während der Programmerstellung stellte sich dann schnell heraus: die IDE läuft, ist aber (zumindest im zuvor beschriebenen Setup) sehr instabil und neigt dazu alle 10 Minuten abzustürzen.

Es kostete mich einige Zeit mein kleines Projekt fertigzustellen, dafür war dann die Freude sehr groß, als das Display endlich meine Texte ausspuckte.

TL/DR: Java on a Chip ist für jeden JAVA-Fan ein geniales hardwarenahes Tool, leider fehlt es zur Zeit noch an einer nativen Unterstützung für Linux-Anwender und Menschen mit wenig Geduld.

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