Unser Haus ist zur Zeit noch nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen; das Abwasser geht in eine alte Klärgrube. Im gesamten Ort werden allerdings gerade Baumaßnahmen durchgeführt, deren Ziel der Anschluss der Ortschaft an die Kläranlage Pößneck ist. Im Rahmen dieser Maßnahme müssen alle Bewohner, die keine vollbiologische Kläranlage besitzen, an die neue Kanalisation angeschlossen werden. Der Zweckverband Wasser / Abwasser kommt dabei nur für das Verlegen der Rohre bis zum Anschlusspunkt auf.
Für uns bedeutet das: wir müssen von dem Punkt, wo unser Abwasserrohr aus dem Haus kommt, bis zu dem Schacht, an den wir angeschlossen werden, ein Abwasserrohr in Eigenleistung verlegen. Dabei war gar nicht gleich klar, wo das eigentlich ist. Der netter Herr vom Zweckverband verwies uns auf einen Anschlusspunkt neben unserer Zufahrt, bei dem wir angeschlossen werden sollte. Leider hätten wir, um zu diesem Schacht zu kommen, das Rohr über Bahngrundstück legen lassen müssen. Einige Anfragen bei der Bahn und Rücksprache mit dem Zweckverband ergab: Bei der Bahn wären ca. 10 Tochterunternehmen involviert, bei denen es Genehmigungen einzuholen gäbe. Für einen Normalsterblichen ein Ding der Unmöglichkeit. Eher friert die Hölle zu, als dass man da eine Genehmigung mit Eintragung einer Dienstbarkeit ins Grundbuch bekommt.
Der Herr vom Zweckverband half aber aus: Auf der anderen Seite der Zufahrt, auf einer Gemeindewiese an der Orla, gibt es noch einen Schacht, wo wir angeschlossen werden könnten. Dazu müsste man „nur“ das Rohr über das Gemeindegrundstück verlegen. Deshalb machten wir zunächst einen Termin mit dem Bürgermeister der Gemeinde, der erklärte, dass das kein Problem sein sollte, und stellten einen Bauantrag nebst Skizze beim Bauamt der Gemeinde. Dann passierte eine Weile nichts – warten auf Gemeinderats-Sitzungen. Und irgendwann hatten wir tatsächlich eine Baugenehmigung!
Also kauften wir in einem jenaer Baumarkt KG-Rohre und transportierten diese mit unserem Lastenanhänger zum Haus.
Ab da ging alles ganz fix: Günstigen Termin finden, eine Woche Urlaub nehmen, Bagger bestellen. Außerdem brauchte es helfende Hände, die sich aber schnell zusammenfanden, als in Aussicht gestellt wurde, dass jeder Helfer auch mal Bagger fahren darf!
Und so begab es sich also, dass mit fleißiger Hilfe von Steffi, Kenny, Nele, Ferdinand, Fukov, Thomas und Stephan ein 100 Meter langer Graben ausgehoben wurde. Außerdem wurden an der Grenze vom Grundstück zur Gemeindewiese ein Übergabe- und Wartungsschacht gesetzt, Rohre verlegt, gesandet, verdichtet und wieder zugeschüttet. Nach recht genau einer Woche hatten wir 100 m Rohre verlegt! Und es hat Spaß gemacht!
Ein paar kleine Überraschungen gab es auch: Die tönerne Abwasserleitung von unseren Regenwassersammelschächten haben wir angebaggert, konnten sie aber reparieren. Dann fanden wir auf dem Grundstück in ca. 30 cm Tiefe ein nicht dokumentiertes Stromkabel. Außerdem sind wir auch auf einen Kabelstrang der Telekom gestoßen, der nicht ganz da verläuft, wo er kartiert ist. Da wir beide Kabel beschädigungsfrei wieder einbetten konnten, werte ich die Baumaßnahme dennoch als vollen Erfolg.
Einzig das Einebnen der Wiese nach Abschluss der Bauarbeiten war unschön – dank einsetzendem Regen verwandelte sich trockener Lehm in glitschigen Kleber der Verdammnis! Als auch das erledigt war, blieb uns nur noch das Aussäen von frischem Gras.
Jetzt muss uns der Zweckverband nur noch anschließen.
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